Aktuell
Weihnachten ist ein Fest mit Strahlkraft
Angedacht
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„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh. 3,16)
An diesem Weihnachtsfest werden wir noch einmal in unserer großen alten Apostelkirche die Geburt Jesu feiern. Vor allem der Heilige Abend ist hier seit über 110 Jahren eine besonders festliche Angelegenheit. Lassen wir die Bilder, die wir damit verbinden, Revue passieren, dann steht da der mit vielen Lichtern geschmückte Weihnachtsbaum, von der Decke hängt ein Herrnhuter Stern herab und in manchen Jahren gab es auch eine Weihnachtskrippe mit dem Christuskind, das nackt und bloß im Stroh lag. Wenn zum Abschluss in der abgedunkelten Kirche das „O du fröhliche“ erklingt, ist dies immer ein besonders feierlicher Augenblick.
Dass wir an Weihnachten nicht nur deshalb feiern und fröhlich sein sollen, weil es im Anschluss im Kreis der Familie Geschenke und gutes Essen gibt, ist eine Binsenweisheit. Weihnachten ist mehr, als uns die festlich dekorierten Geschäfte und Weihnachtsmarktbuden verheißen können. Im Johannes-Evangelium wird der Kern der mit Weihnachten verbundenen Botschaft auf den Punkt gebracht: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab“.
Man könnte es noch anders formulieren: Weihnachten erinnert uns daran, dass es Gott gibt und dass Gott eine Beziehung zu uns unterhält. Dass er uns liebt.
Seit etwa 2.000 Jahren haben Menschen aus dieser Liebe ihre Zuversicht abgeleitet. Obwohl die Welt, in der wir leben, nicht immer schön und angenehm ist, können wir gewiss sein, dass wir mit unseren Problemen nicht alleine fertig werden müssen. Wir haben einen Gott an unserer Seite, der nicht abgehoben in seinem Himmelszelt thront, sondern der sogar bereit war, seinen Sohn für uns zu opfern. In Jesus ist uns Gott besonders nahe.
Diese Beziehung wird unter anderem dadurch verdeutlicht, dass Jesus wie jedes andere Menschenkind als hilfloser kleiner Säugling auf die Welt kam, so wie es die Bibel berichtet. – Aus der Zuversicht ergeben sich Aufgabe und Verantwortung. In einem Segenslied, das wir schon oft gesungen haben, heißt es dazu:
„In die Nacht der Welt hast du uns gestellt, deine Freude auszubreiten. In der Traurigkeit, mitten in dem Leid, laß uns deine Boten sein.“
Es ist uns also aufgetragen, die frohe Botschaft zu verbreiten, sie anderen Menschen näher zu bringen, auch jenen, die kirchenfern sind oder sich sogar bewusst von uns abgekehrt haben.
Heute, in einer weitgehend säkularisierten Gegenwart, ist diese Aufgabe wichtiger denn je. Die Kirche als Institution mit ihren Gottesdiensten, Einrichtungen, Kreisen und Gebäuden ist nicht Selbstzweck, sondern sie ist Mittel zum Zweck, um dieser Aufgabe und Verantwortung gerecht zu werden. Die Kirche gibt es, damit wir von Gottes Liebe berichten können und seiner Liebe tatkräftig Ausdruck verleihen.
Kirchenaustritte, schwindende Finanzen und der Rückbau kirchlicher Strukturen setzen unserem Engagement Grenzen, bis hin zur Resignation. Wenn nicht mehr die frohe Botschaft, sondern das (fehlende) Geld zu unserem Antrieb wird, dann besteht die Gefahr, dass wir in einen Teufelskreis geraten. Je mehr Kirche aus dem Blick gerät, um so überflüssiger erscheint sie. Dann verblasst der Stern von Bethlehem. Hier gilt es gegenzusteuern. Der christliche Glaube braucht vielleicht keine hohen Türme und weiten Säle, aber er muss strahlkräftig sein. Daran können und müssen wir alle aktiv mitwirken. Verstehen wir Weihnachten als Appell an uns, strahlende Boten der Liebe Gottes in der Dunkelheit zu sein.
„Auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“
- Robert Welzel -