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Sonntag, 01. September 2024

Ein Blick in...

Bibelpflanzen und Bibelgärten

„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun.“ (Joh. 15,5)

Die Bibel ist voll von Gleichnissen, in denen Pflanzen eine zentrale Rolle spielen. Oft erschließt sich diese reichhaltige Metaphorik der Pflanzenwelt erst, wenn man sich näher mit ihnen und ihrer kulturellen Bedeutung beschäftigt.

Ein Gang durch einen der 160 Bibelgärten, die es in Deutschland gibt, erweckt die Geschichten der Heiligen Schrift zum Leben, insbesondere, wenn sie durch Elemente aus der biblischen Lebenswelt ergänzt werden. In diesen Themengärten werden durch die den Pflanzen beigefügten Zitate nicht nur Einblicke in die Bild- und Gleichnissprache des Alten und Neuen Testaments vermittelt, sondern es wird auch die Bedeutung der Pflanzen im Alltag der Israeliten aufgezeigt und es wird deutlich, wie sie deren Lebensraum und Lebensweise geprägt haben. Insgesamt werden 110 Pflanzenarten in der Bibel erwähnt. Man findet darunter Duft- und Arzneipflanzen, zahlreiche Bäume und Sträucher, Uferpflanzen, aber auch Disteln und Dornen. Sieben Pflanzen waren besonders wichtige landwirtschaftliche Produkte. Sie galten als Ausdruck des Segens Gottes.

„Denn der Herr, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, ein Land, darin Bäche und Quellen sind und Wasser in der Tiefe, die aus den Bergen und in den Auen fließen, ein Land, darin Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel wachsen, ein Land, darin es Ölbäume und Honig gibt.“ (5.Mose 8,7-8)

Ihre Erwähnung und zentrale Rolle in wichtigen Gleichnissen zieht sich wie ein roter Faden durch die Bibel. – So ist der Öloder Olivenbaum eine der symbolträchtigsten Pflanzen der Bibel. Er bedeutet Hoffnung, neues Leben und Frieden, wie es schon in der Geschichte der Sintflut zum Ausdruck kommt. – Die Feige wird als erste Pflanze in der Bibel genannt. Matthäus mahnt im Zusammenhang mit ihr an das Ende, und bei Lukas gibt es das Gleichnis „Mahnung und Umkehr“.

Die Dattelpalme war wichtigster Nahrungslieferant der Wüstenvölker. Sie gilt als Symbol für Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit und Auferstehung. – Mit den Früchten des Feldes sind meist Weizen und Gerste gemeint.

Der Granatapfel wird mehr als zwanzig Mal in der Bibel erwähnt. Ihm werden in der Bildsprache des Hohenliedes Salomos wahre Lobeshymnen gesungen. Seine Blüten sind der Inbegriff des erwachenden Frühlings. Seine Form wird mit der Schönheit der Frau verglichen. Sein Samenreichtum steht für Fruchtbarkeit und sein Saft ist der Nektar der Liebenden. Die meisten biblischen Geschichten aber ranken sich um den Weinstock. Noah gilt als der erste Winzer. Anlage und Pflege des Weinbergs werden ausführlich im Buch Jesajas beschrieben. Der Weinstock steht als Gleichnis für das Leben der Christen (s. o.). Seine Trauben sind beim letzten Abendmahl ein Hinweis auf das ewige Leben.

Die Pflanzen wurden von jeher in das religiöse Leben einbezogen. Viele Feste, Riten und Gebote haben mit Pflanzen zu tun. – Ein Besuch eines der Bibelgärten, die meist auf Initiative von Kirchengemeinden gegründet und gepflegt werden, sollte also weniger botanischen Interessen dienen.

Solche Gärten sind vielmehr angelegt, um die biblischen Inhalte unmittelbar erfahren zu können, indem sie den Besucherinnen und Besuchern die Geschichten der Bibel näher bringen und einen, vielleicht einen etwas anderen, Zugang zu ihnen eröffnen. Betrachtet man die Pflanzen und die Bibelzitate, die ihnen beigefügt sind, wird einem dabei aber auch der kirchliche Auftrag zur Schöpfungsbewahrung bewusst.

BERNDD DRÖSE

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