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Sonntag, 01. Dezember 2024

Wie ist das eigentlich...

mit dem Gesangbuch?

Das Bundesministerium der Finanzen stellte am 23. Januar 2024 in der Marktkirche zu Goslar das Sonderpostwertzeichen „500 Jahre Evangelisches Gesangbuch“ (Wert: 1,00 Euro) vor.

Seit dem Mittelalter gab es in der Römischen Kirche zwar Bücher mit liturgischen Gesängen. Sie enthielten lateinische Gesänge des Gregorianischen Chorals und waren für den Chor bestimmt, jedoch nicht für die Gemeinde.

Erst um 1500 wurden Gemeindegesangbücher zusammengestellt, die volkssprachliche Lieder enthielten. Eines der ersten wurde 1501 von den Böhmischen Brüdern gedruckt. Auch Martin Luther schätzte den Gemeindegesang als Beteiligung der Gemeinde am Gottesdienst und auch zur Vermittlung seiner Theologie. 1524 wurde sein Achtliederbuch herausgebracht. 1533 erschien in St. Gallen das erste evangelische Kirchengesangbuch der Schweiz und 1562 – maßgeblich durch den Reformator Johannes Calvin gefördert – mit dem Genfer Psalter das erste vollständige Psalmengesangbuch. Es wurde für über zweihundert Jahre das maßgebliche deutschsprachige Gesangbuch der reformierten Gemeinden. Um 1564 stellten dann Anhänger der Täuferbewegung im Kerker des Passauer Schlosses ein Gesangbuch zusammen, das noch immer in einigen Mennoniten-Gemeinden in Nordamerika verwendet wird und damit das älteste Gesangbuch ist, das seit der Reformationszeit ununterbrochen genutzt wird.

Das 1647 zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges von Johann Crüger herausgegebene Gesangbuch enthielt erstmals Lieder von Paul Gerhardt und erreichte zahlreiche Wiederauflagen. – Während sich alle bisherigen Gesangbücher letztlich an Privatpersonen richteten, erschienen nun auch erste Regionalgesangbücher, welche von Landesherren für ihre Landeskirchen herausgegeben wurden.

Im 18. Jahrhundert entstand eine Flut neuer Kirchenlieder. Das wichtigste Gesangbuch dieser Zeit umfasste in zwei Bänden ungefähr 1500 Lieder. – Erst das 20. Jahrhundert brachte überregionale Gesangbücher hervor. Etwa ab 1950 wurde in allen deutschen Landeskirchen und in Österreich das Evangelische Kirchengesangbuch (EKG) eingeführt. Es bot einen einheitlichen Stammteil, der jeweils um einen landeskirchlichen Regionalteil ergänzt wurde. Schon bald wurde kritisiert, dass das EKG kaum neue Lieder enthielt. Diesen Mangel versuchte man durch Beihefte auszugleichen. Schließlich wurde um 1994 das Evangelische Gesangbuch (EG) eingeführt, das sich an alle deutschsprachigen Gemeinden in Europa richtet. Wie das EKG besteht es aus Stammteil und landeskirchlichem Regionalteil. Auch dieses Gesangbuch hat in 30 Jahren Patina angesetzt.

Der Rat der EKD und die Kirchenkonferenz der EKD entschieden 2017, dass das Evangelische Gesangbuch grundlegend überarbeitet werden soll. Eine Steuerungsgruppe nahm 2019 ihre Arbeit auf. Die Gesangbuchkommission wurde zu einer ersten gemeinsamen digitalen Konferenz am 21. Januar 2021 eingeladen. Bis zu einem neuen Gesangbuch wird es noch lange dauern – falls es wegen der neuen digitalen Möglichkeiten überhaupt dazu kommt. In der Zwischenzeit kann das Liederbuch „lieder zwischen himmel und erde“, das auch in unserer Gemeinde eingeführt ist, gute Dienste tun. Allerdings ist zu bedenken, dass die Gemeinde keine Noten vom Blatt singen kann. Damit die neuen Lieder klingen, müssen sie richtig eingeübt werden, zu Lob und Dank Gottes!

CHRISTIAN UFER

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